6. corthum-Fachseminar 2011

 Seit sechs Jahren gibt es nun das Corthum-Fachseminar, zu welchem am 16. Februar 2011 knapp 100 Landschaftsarchitekten und kommunale Mitarbeiter anreisten. Schwerpunkte des diesjährigen Seminares waren das neue FLL-Regelwerk „Empfehlungen für Baumpflanzungen“, die Sanierung einer im Niwaki-Stil gestalteten Kiefer sowie Neuigkeiten aus der Bodenschutz- und Düngemittelgesetzgebung. Der praktische Semi-nar-Teil bestand aus der Freilegung der Wurzeln einer vor sieben Jahren gepflanzten Linde mittels eines Sauggerätes auf dem Betriebsgelände in Marxzell-Pfaffenrot. 

Uwe Schönthaler, Geschäftsführer der Forst-Humus GmbH, freute sich über die bislang höchste Anzahl von Seminarteilnehmern, die die Kapa-zität des Glashauses „Casa Terra corthum“ fast an die Grenze brachte. Mit der Redensart „Du sollst den Tag nicht vor dem Abend loben“ forder-te er seine Gäste auf, sich aktiv am neuen Seminarprogramm 2012 zu beteiligen, indem sie ihre Bewertungen, Meinungen und Wünsche auf dem vorbereiteten Fragebogen niederschreiben. Klaus Dobczynski, Vor-stand im Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Baden-Württemberg e.V., zeigte sich ebenfalls beeindruckt vom bis auf den letzten Platz gefüllten Saal. „Wir Landschaftsgärtner sehen es als unse-re Pflicht, uns fit zu machen für die Märkte von morgen, andererseits er-warten wir aber auch von unseren Auftraggebern fachgerechte Aus-schreibungen und faire Preise“, so Dobczynski. „Gute Qualität zu Dum-pingpreisen gibt es meiner Meinung nach nicht, das gilt auch für die verwendeten Produkte und in diesen sollte tunlichst „drin sein“, was au-ßen „drauf steht“ oder die Prüfzeugnisse versprechen“, appellierte das Vorstandsmitglied.

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Neue FLL-Empfehlung für Baumpflanzung

Prof. Dr. Stephan Roth-Kleyer, Prodekan der Hochschule RheinMain, stellte die neuen „FLL-Empfehlungen für Baumpflanzungen – Teil 2“ vor, an welchen er persönlich mitgearbeitet hat. Die herausragende Rolle von Wurzelraum, Boden bzw. Substrat für die Entwicklung des Baumes ist als Standortverbesserung im urbanen Bereich mittlerweile von Praxis und Wissenschaft anerkannt. Der Boden- bzw. Substrataufbau in den Pflanzgruben kann hier bei der richtigen Wahl Großartiges leisten und die Gesamtvitalität der gestressten Stadtbäume sichtbar steigern. „Ent-scheidend für die Substratwahl sind die Pflanze sowie die vorhandenen Standortfaktoren. Somit gibt es das einzig gute Baumsubstrat nicht, was es aber gibt, sind leider viele schlechte Substrate“, erklärte der Prode-kan. Ziel im städtischen Bereich ist es, einen Baumstandort zu entwi-ckeln, der das Wachstum von Stützwurzeln für die Standfestigkeit und Verkehrssicherheit fördert, der ein hohes Porenvolumen für die Boden-durchlüftung sichert und der dabei eine ausreichende Wasserkapazität für die Versorgung des Gehölzes vorhält. Die Lösung dieser Zielsetzung funktioniert laut Dr. Roth-Kleyer über folgende drei Ansätze: Dem Baum wird zusätzlicher Wurzelraum in der Tiefe oder in angrenzenden Ver-kehrsflächen zur Verfügung gestellt, das verwendete Substrat verfügt über dauerhaftes Stützkorn, welches für einen ausgeglichenen Wasser-/Lufthaushalt sorgt und durch die fachliche Verzahnung an der Baum-grubenwand und -sohle wird ein Kapillarbruch verhindert. „Die Leistung für die Verzahnung sollte meines Erachtens extra ausgeschrieben und vergütet werden“, erklärt der Wissenschaftler, denn ein Kapillarbruch kann zum Tod eines jeden Baumes führen, egal wie gut das Substrat und der Gesundheitszustand der Pflanze waren. Sechs Quadratmeter dauerhaft luft- und wasserdurchlässiger Belag sowie ein durchwurzelba-rer Raum von mindestens 16 Quadratmetern Grundfläche und einer Tie-fe von 80 Zentimeter gemäß DIN 18916 werden den urbanen Standort durch die nun integrierte FLL-Empfehlung weiter verbessern. Durch die-se Voraussetzungen kommt – wenn fachgerecht ausgeführt – genügend Sauerstoff in den Boden und das Kohlendioxid kann problemlos abgeführt werden. Dass diese Voraussetzungen immer noch nicht ideal sind, ist auch den Verfassern der neuen Richtlinie klar, doch noch höhere Forderungen, wie sie beispielsweise mit 30 Kubikmetern in Paris gefor-dert werden, sind innerorts oft nicht mehr umsetzbar. „Das würde die Entscheidung gegen einen neuen Stadtbaum eher forcieren“, so die Be-fürchtung von Dr. Roth-Kleyer. 

Bei überbaubarer Bauweise muss das Substrat eine hohe Tragfähigkeit aufweisen (Verformungsmodul ≥ 45 MN/m2) und sollte zudem kosten-günstig sein. Baut der Tiefbau ein, muss hier unbedingt eine mögliche Überverdichtung ausgeschlossen werden, so der Rat des Wissenschaft-lers. „Die Hersteller von Baumsubstraten beschäftigen sich mit teilweise gegenläufigen Anforderungen, nämlich einem guten Pflanzenstandort mit hoher Tragfähigkeit und dies ist alles andere als einfach“, erläutert der Experte. Wirklich gute Substrate bringen jedoch die vegetations-technischen und die bautechnischen Anforderungen zusammen. „Bei uns an der Hochschule kursiert deshalb inzwischen auch der Spruch „Geist ist geil“, freut sich Dr. Roth-Kleyer. Einer der wichtigsten Aspekte beim Mischen ist deshalb auch die verwendete Körnungslinie. Sie ent-scheidet oft über die vorhandene Luft- und Wasserkapazität. Mehr als zwei Massenprozent an Organik (entspricht bis zu ca. 20 Volumenpro-zent) hält Roth-Kleyer für schwierig, da hieraus Setzungen resultieren können und durch die eintretende Mineralisierung zusätzlicher Sauer-stoff verbraucht wird. Auch sollte auf eine stickstoffbetonte Düngung verzichtet werden. „Kontinuierliches aber gesundes Wachstum ist für den Stadtbaum viel wertvoller.“ Die Mitverwendung von vorhandenem Bodenaushub hält der Wissenschaftler aus Gewährleistungsgründen für nicht sinnvoll, denn solche Substrate entsprechen in den seltensten Fäl-len den ausgeschriebenen Anforderungen. Den Ausschreibenden emp-fiehlt Dr. Roth-Kleyer dringend die Prüfbedingungen nach FLL 2010, denn durch unterschiedliche Messmethoden kann es leicht zu Fehlinter-pretationen kommen. Bei großen Objekten rät er sogar zu einer Kon-trollprüfung des Substrates. Ebenfalls sehr wichtig ist der Feuchtegrad bei der Lieferung für den korrekten Einbau. Die Proctorparabel zeigt ge-nau, bei welchem Wassergehalt die  optimale Dichte erreicht wird. Ist das Material nun zu nass, muss abgewartet werden. Ist es zu trocken, kann Wasser dazu. Eine Inaugenscheinnahme reicht hierfür laut Dr. Roth-Kleyer übrigens nicht aus! Das Trocknen einer Materialprobe in der Mik-rowelle oder in der Pfanne habe sich hingegen auch auf der Baustelle bewährt. Abschließend forderte Dr. Roth-Kleyer die Zuhörer zur aktiven Mitarbeit und Weiterentwicklung auf, denn seiner Meinung nach ist ein Regelwerk oder auch eine Empfehlung nie perfekt und immer auf neue Erkenntnisse aus der Praxis angewiesen, weshalb er auch die aktuelle Version für verbesserungswürdig hält. Der Einwurf eines Landschaftsar-chitekten, der beispielsweise die Wasserdurchlässigkeit von 5 x 10-4 m/sec aus eigener Erfahrung für zu hoch hält, wurde von Dr. Roth-Kleyer und Dipl.-Ing. Prügl deshalb sofort zur weiteren Prüfung aufgegriffen. 

Sanierung einer Schwarzkiefer 

Vor 10 Jahren war die im Niwaki-Stil geschnittene Schwarzkiefer in Ras-tatt gepflanzt worden, doch ihr Anblick empfing die Firmenbesucher schon lange nicht mehr mit der angedachten Eleganz und Ästhetik. Jo-chen A. Pfisterer, öbv Sachverständiger für Baumbiologie und -pflege, wurde deshalb vor zwei Jahren mit der fachgerechten Sanierung beauf-tragt. „Die Schwarzkiefer zeigte nur noch in den oberen Bereichen einen nennenswerten Zuwachs und war hierdurch bereits formlos geworden“, so Pfisterers Bestandsaufnahme, der zudem entdeckte, dass die vor-handenen Belüftungsrohre zum Wässern verwendet worden waren und Omnibusse die Baumscheibe gerne für Wendemanöver missbrauchten. „Eine Sanierung mit Bodenaustausch war daher unvermeidlich“, erklärte Pfisterer. Vor dem Absaugen des Substrates musste die gesamte Flä-che der Pflanzinsel mit der Düngelanze gelockert werden, so verdichtet waren die oberen Schichten. Vermutlich ist damals lehmiger Bodenaus-hub einfach als Substrat verwendet worden. Der nach dem Absaugen vorgefundene Unterboden war fest wie Mineralbeton, weshalb Pfisterer im Abstand von 60 bis 80 Zentimeter tiefe Kavernen mit dem Saugrüssel bohren ließ, um einen Anschluss an die anstehende Bodenschicht zu schaffen. Die vorgefundenen Wurzeln waren lediglich fingerdick. „Die untersten 20 Zentimeter der neuen Baumgrube und die Kavernen verfüll-ten wir wegen der guten Drainageeigenschaften mit Groblava (100 – 150 mm). Als Pflanzsubstrat bauten wir ein extensives Dachbegrünungssub-strat mit einem hohen Anteil an Ziegelsplitt (10-16 mm) ein, um eine gute Durchlüftung zu gewährleisten“, erläuterte Pfisterer sein weiteres Vorge-hen. Alle freigelegten Wurzeln schnitt der Sachverständige vor der er-neuten Verfüllung von Hand nach und führte eine Mykorrhiza-Impfung durch. Nach der Bodensanierung stand der Kronenschnitt an. Pfisterer lichtete die Oberkrone stark aus, stellte die Ast-Etagen frei und stäbte die unteren Zweigpolster mit Bamusstäben und Kokosseilen. Bei ge-schnittenen Kiefern im Niwaki-Stil muss darauf geachtet werden, dass der Aufbau der Nadelpolster stimmt, welcher sich im Prinzip ähnlich ver-hält wie bei einer Schnitthecke: Unten breit und oben schmal, so dass innerhalb der Krone ein ausgeglichener Hormonhaushalt herrscht und sich alle Blätter gleichmäßig an der Photosynthese beteiligen können. „Durch diese Maßnahmen wird es uns in den nächsten fünf Jahren ge-lingen, die mittlerweile nicht nur von den Japanern so geschätzte Optik dieser Kiefer zu bewahren und zu stärken“, ist sich Pfisterer sicher. „Ein-jährige Kieferntriebe sollten nie mit der Schere geschnitten werden“, er-klärt der Referent. Besser ist das Ausbrechen der noch glasigen Kerzen im zeitigen Frühjahr von Hand. Hierdurch werden nicht nur braune Na-delspitzen vermieden, sondern die an der Basis der Kerzen sitzenden schlafenden Augen aktiviert. Sie treiben aus und es entstehen die ge-wünschten dichten Nadelpolster. „Unsere letzte Aufgabe war es, das Überfahren der Baumscheibe wirkungsvoll aber optisch vertretbar zu verhindern“, erklärte der Baumbiologe, der sich hierfür der japanischen Regeln der Steinsetzung bediente. Acht Findlinge in fünf Gruppen nach der Fibonacci-Sequenz gesetzt waren das harmonische Ergebnis mit einer anhaltenden Wirkung auf Busfahrer. Eine durchaus nachahmens-werte Methode für städtische Bereiche. Des Weiteren zeigt diese Sanie-rungsmaßnahme laut Pfisterer auf, wie wichtig detaillierte und fachlich fundierte Ausschreibungen auch für Baumpflanzungen sind. 

Baumsanierung mittels Sauggerät 

Alexander Erhardt, Inhaber der Firma Erhardt GaLaBau in Karlsruhe, ist bereits seit 1991 im Besitz eines Saugbaggers für Baumsanierungs-maßnahmen und beschäftigt sich bis heute zusammen mit der Herstel-lerfirma mit der Verbesserung dieser Technik. Verdichtungen und Staunässe sind die beiden häufigsten Gründe, die im urbanen Bereich zu Standortsanierungen führen. „Gerade die durch den Verkehr entste-henden Vibrationen sollte man hierbei nicht unterschätzen, denn sie füh-ren zur Bodenverdichtung und zum Sauerstoffmangel“, erläutert Erhardt. Sinkt der Sauerstoffanteil im Boden unter 13 Prozent ist kein Wurzel-wachstum mehr möglich. Viele Stadtbäume wissen sich zu helfen und lenken ihre Wurzeln in die oberen Bereiche, wo sie dann Kantensteine aushebeln und Gehwegplatten in Stolperfallen verwandeln. „Wenn ältere Straßenzüge in Stand gesetzt werden, bietet es sich aus Kostengründen an, die Baumstandorte gleich mit zu sanieren“, so Erhardt. „Noch güns-tiger wird es, wenn die Baumbedürfnisse bereits bei der Planung be-rücksichtigt werden“, weiß der Fachmann. Mindestens einen Meter tief, besser 1,20 bis 1,40 Meter tief, saugt Erhardt seine Sanierungsfälle ab. „Je tiefer ich komme, desto mehr Volumen habe ich für das neue Sub-strat zur Verfügung“, so der Landschaftsgärtner, nach dessen Erfahrung sich die meisten Verdichtungen in Bereich zwischen 60 und 80 Zentime-ter Tiefe befinden. „Noch tiefere Verdichtungen sind in der Regel schon vor der Pflanzung passiert.“ In diesem Fall versucht Erhardt Kavernen von zwei Metern oder mehr zu saugen. 30 bis 40 Zentimeter Wurzel-wachstum in den ersten vier Wochen sind laut Erhardt nach der Stand-ortsanierung keine Seltenheit. Bei sehr bindigen Böden sprengt der Gärtner mittels einer Druckluftlanze, welche von ihm mitentwickelt wurde, die oberen Bodenschichten auf, was das Absaugen erleichtert und beschleunigt. Das Saugrohr ist sehr schwer und wird deshalb durch ei-nen Hydraulik-Arm bewegt. Erfahrung und Feingefühl sind beim Absau-gen sehr wichtig. „Immer wieder stößt man auf dichte Wurzelhorizonte, die durchbrochen werden müssen, um an das darunter liegende Material zu gelangen“, erläutert der Fachmann. Die Wurzeln müssen laufend durch feuchte Jutematten vor dem Austrocknen geschützt werden. „Wenn ich die Sanierungsmaßnahme komplett durchführe, stehen der LKW mit dem Baumsubstrat und der Tankwagen mit Wasser immer auf der Baustelle bereit. Als Subunternehmer für die Saugarbeiten führe ich zumindest immer eine große Anzahl Jutematten mit“, beschreibt Erhardt, der diese Arbeiten fast zu jeder Jahreszeit anbietet. „Frost ist eher ein technisches Problem, da der Drucklufthammer recht schnell vereist“, so der GaLaBauer, der einen halben Kubikmeter Wasser auf einen Kubik-meter Substrat zum Einschlämmen rechnet. Zwei bis drei Tage nach der Sanierung geht er mit dem Grabenstampfer über die Baumscheiben. „Hierdurch wird nur die oberste Schicht verdichtet und da sollen die Wurzeln sowieso nicht hin“, erläutert der Spezialist, der lediglich die un-teren Schichten der Baumgrube mit organischen Düngern bestückt, da diese nicht sofort verfügbar sind. Das fördert im ersten Jahr vor allem das Wurzelwachstum. Für die Leistung des Absaugens kalkuliert Erhardt mit ca. 100 Euro/Kubikmeter Substrat. Ist der Boden sehr bündig wird es etwas teurer. Sinnvoll ist ein Austauschvolumen von 12 bis 20 Kubikme-ter. Das neue Substrat wird mit dem Bagger vom LKW geholt und sehr baumschonend schubkarrenweise eingebaut. 

Live dabei 

Am Beispiel einer vor sieben Jahren auf dem Corthum-Gelände in über-baubares Baumsubstrat gepflanzten Linde demonstrierte Erhardt, wie das Absaugen des Substrates funktioniert. Der erste Wurzelhorizont of-fenbarte sich bereits nach vier Zentimetern. „Wäre ein Teil der Baumscheibe, wie ursprünglich geplant als Parkplatz genutzt worden, hätte dies zu einer Verdichtung und gleichzeitig zu einer Verdrängung der Wurzeln in tiefere Bodenschichten geführt“, ist sich Dipl.-Ing. Johannes Prügl sicher. In 50 Zentimetern Tiefe fand sich ein zweiter, stark ausge-prägter Wurzelhorizont mit vielen Fein- und Schwachwurzeln und es bleibt zu vermuten, dass man weiter unten auf einen weiteren Horizont gestoßen wäre. „Leider gibt es kaum Regelwerke und überhaupt keine wissenschaftlichen Arbeiten zur Altbaumsanierung“, bedauert Prügl, der den Kommunen deshalb rät, sich hierfür nur an Spezialisten mit langjäh-riger Erfahrung zu wenden. 

Neuigkeiten aus der Bodenschutz- und Düngemittelgesetzgebung 

Im Gartenbau und in der Landwirtschaft gibt es überlicherweise zwei Ar-ten von Böden: Den A-Horizont oder Oberboden sowie den B-Horizont, auch Unterboden genannt. Im Garten- und Landschaftsbau hingegen sind diese Grenzen oft aufgehoben, da bis zwei Meter tiefe „durchwur-zelbare Schichten“ eingebaut werden für die man dann die Bezeichnung „Vegetationstragschicht“ nutzt. Zukünftig wird es für Ausschreibende und Praktiker immer wichtiger werden, genau zu definieren, um was es sich handelt, denn innerhalb der Definitionen von Oberböden, Unterböden, Vegetationstragschichten und Substraten gibt es eine rechtliche Grau-zone. „Es ist nicht exakt definiert, wo der Oberboden endet und das Kul-tursubstrat beginnt“, erläutert Dipl.-Ing. Johannes Prügl, Leiter des gleichnamigen Bodeninstitutes in Au/Hallertau. „Was ist beispielsweise ein mit Humus und Sand verbesserter Oberboden? Ist das nun noch ein Oberboden oder macht ihn diese Maßnahme bereits zu einem Kultur-substrat?“, zeigt Prügl die Grauzone auf. Auf der Seite der Substrate steht die Einhaltung der deutschen Düngemittelschutzverordnung, auf der Seite der Oberböden gilt die Bundesbodenschutzverordnung. Beide Verordnungen verfügen über ihre eigenen einzuhaltenden Grenzwerte. Für die Einhaltung der Bundesbodenschutzverordnung mussten früher sieben Schwermetalle untersucht werden. Aktuell ist die Liste nun auf 16 Vorsorgewerte für Schwermetalle erweitert worden. „Die sieben Untersuchungen waren schon teuer genug“, erklärt Prügl, der ausführt, dass sich unter den neuen Werten auch aus seiner Sicht unwichtige Metalle wie beispielsweise Selen befinden. Dieser Untersuchungsmarathon wird zwangsläufig dazu führen, dass Böden und Substrate teurer werden. Stimmen dann die in der Verordnung verankerten Werte eines natürli-chen Oberbodens nicht mit einer entnommenen Stichprobe überein, so ist rechtlich zum jetzigen Zeitpunkt nicht geklärt, wer die Schuld zuge-wiesen bekommt: Der Lieferant des Oberbodens oder der Verarbeiter? Wer hier mit Abschlägen auf Rechnungssummen spekuliert, hat deshalb gute Karten. Diesen Zustand hält Prügl für nicht tragbar und er ist sich sicher, dass viele natürliche Oberböden rund um München bei Untersu-chungen die neuen Grenzwerte nicht einhalten könnten. „Noch weiß keiner, was da genau auf die Erdenwerke und Landschaftsgärtner zu-kommt“, gibt der Ingenieur zu bedenken, der selbst in einen Fall invol-viert ist, wo laut Düngemittelverordnung (DüMV) alle Werte eingehalten wurden, laut Bodenschutzverordnung aber zwei Werte überschritten sind. Weiterhin bemängelt der Experte, dass die für 2010 angekündigte „Veränderungsverordnung“ zur DüMV nicht gekommen ist und nach wie vor viele Unklarheiten beispielsweise in der Verwendung von Ziegel-bruch und Rostasche bestehen. Für Erdenwerke ist dies gravierend, für Architekten und Bauherren interessant und beachtenswert. „Bei den Ma-terialien für „nicht durchwurzelte“ Auffüllungen, Unterbauten und Ver-kehrstragschichten, rät Prügl künftig einen Blick in die „Ersatzbaustoff-Verordnung“ (Gelbdruck 2011) zu werfen. Hier findet man eine klare Gliederung, welche Recyclingstoffe eingesetzt werden dürfen und be-sonders Ausschreibende sollten sich hierin auskennen“, meint Prügl. 

Wer Interesse an den ausführlichen PowerPoint-Präsentationen zu den Vorträgen hat, kann sich diese von der Firma Corthum, Forst-Humus GmbH, per USB-Stick gegen eine Gebühr von 10,00 Euro zusenden lassen.