Praxistipps für die Qualitätserkennung bei Böden und Pflanzen

8. corthum-Fachseminar 2013

Knapp 90 Landschaftsarchitekten, kommunale Entscheidungsträger und Landschaftsgärtner besuchten am 20. Februar 2013 das achte corthum-Fachseminar in Marxzell-Pfaffenrot. Im Mittelpunkt standen dieses Jahr die Konsistenz von Böden, deren fachgerechte Ausschreibung und Qua-litätsüberwachung sowie das Erkennen der Pflanzenqualität von Baum-schulware. Einen perfekt ergänzenden Abschluss lieferte der Vortrag zu aktuellen Krankheiten und Schädlingen an Straßenbäumen. 

Uwe Schönthaler, Geschäftsführer der Forst-Humus GmbH, hielt dieses Jahr eine besondere Überraschung für seine Gäste bereit: Ihre Hoheit, die Baumkönigin Theresa Erdmann, berufen von der Stiftung „Baum des Jahres“, brachte den Teilnehmern die Vorzüge des Wildapfels in ihrer kurzen Ansprache näher. Repräsentation und Aufklärungsarbeit zum Baum des Jahres machen der 22-jährigen Forststudentin viel Spaß. Ein Hut aus Kastanienholz, Kette und Holzbrosche als Insignien schmückten die Baumkönigin, die im Anschluss diesen Anlass nutzte, ihr eigenes Fachwissen über Böden und Gehölze zu erweitern.

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Bauschäden bei Böden 

Prof. Dr. Roth-Kleyer, zuständig für das Lehrgebiet Vegetationstechnik und Landschaftsbau an der Hochschule Geisenheim University, informierte in seinem Vortrag zunächst über das Schutzgut Boden und die zahlreichen Regelungen hierzu, wie beispielsweise das Bundes-Bodenschutzgesetz, die Bodenschutzverordnung mit ihrem für den Ga-LaBau so wichtigen § 12, die Bioabfallverordnung, das Düngegesetz, die Düngemittelverordnung, eine DIN für die Verwertung von Bodenmaterial (DIN 19731), sowie bodenkundliche Baubeauftragte. Für Ausschreibende wie auch für den Landschaftsgärtner sind diese vielfältigen Regelun-2 

gen für das Schutzgut Boden in seiner Funktion als Vegetationsstandort (DIN 18915) oder als Baugrund (DIN 18300) kaum mehr überschaubar, so sein Tenor. Nordrhein-Westfalen fand hier laut Roth-Kleyer eine kluge Lösung für die Anwendung des Bundes-Bodenschutzgesetzes, indem es Mindermengen bis 800 Kubikmeter von der Anwendung befreit. „Boden-schutz auf der Baustelle ist trotzdem keine „Goodwill-Aktion“, sondern ein gesetzlicher Auftrag bzw. eine Pflicht“, erläuterte der Referent. Für unverzichtbar hält Roth-Kleyer deshalb die Einhaltung der DIN 18300 sowie der DIN 18915. „Wer sich hieran orientiert, kann Bodenschäden relativ einfach vermeiden“. 

Im weiteren Verlauf seines Vortrags ging Roth-Kleyer auf das Thema Bearbeitbarkeit bindiger Böden und damit verbunden auf deren Konsis-tenz und eventuell daraus resultierender Bauschäden ein. Hierzu gehört zu prüfen, ob es sich um einen bindigen oder nichtbindigen Boden handelt und dafür reicht es oftmals aus, diesen in die Hand zu nehmen. Ist er knetbar, formbar und drückt sich womöglich zwischen den umschließenden Fingern heraus, ist von einer Bearbeitung dringend abzuraten. Wenn der Boden krümelt und sich nicht mehr formen lässt, kann dagegen grünes Licht gegeben werden. Auch die Wasserdurchlässigkeit empfahl Roth-Kleyer direkt vor Ort durch Grabung und Wasseranstau zu klären. Bei bindigen Böden bestimmt das Wetter oftmals den Bauzeiten-plan. Ist der Boden zu nass, muss der Baubetrieb eingestellt werden. Selbst wenn der Zeitdruck durch den Auftraggeber sehr hoch ist, rät der Experte hier zum konsequenten Stopp und auch zur Anmeldung von Bedenken, denn die Zerstörung des Bodengefüges führt unweigerlich zu Bauschäden, wie folgendes Fallbeispiel in einem kommunalen Freibad zeigt: Die neu angelegte Liegewiese neben dem Kinderbecken war immer feucht, auch wenn es vorher mehrere Tage nicht geregnet hatte. Die mit der Sanierung beauftragte Hochschule Geisenheim stieß bei ih-ren Grabungen auf einen 40 Zentimeter tiefen und nassen Horizont. Das Bautagebuch und die Aufzeichnungen des deutschen Wetterdienstes zeigten, dass der Auftragnehmer bei nasser Witterung gearbeitet und so das Gefüge des bindigen Bodens nachhaltig durch Bearbeiten mit schwerem Gerät zerstört hat. Mit Hilfe einer Kabelfräse durchzog man die Wiese in 80 Zentimeter Abstand mit 50 Zentimeter tiefen und mittels Kies verfüllten Drainschlitzen einer erfolgreichen Sanierung ohne schweres Gerät. „Um den Auftraggeber von einem Baustopp zu überzeugen, ist es manchmal hilfreich, vor seinen Augen den nassen Boden auszuquetschen“, kommentierte Johannes Prügl in der anschließenden Diskussion die Bedenken von Seiten einiger Landschaftsgärtner. Eigentlich, und da waren sich beide Experten einig, sind im LV grundsätzlich Kontrollprüfungen der vorhandenen Böden bei größeren Bauvorhaben auszuschreiben und die Bodengruppe im Leistungsverzeichnis (LV) zu benennen. „Eine weitgehende Wetterunabhängigkeit können fast nur technische Substrate leisten, somit ist bei bestimmten Bauvorhaben ein Bo-denaustausch durchaus sinnvoll“, ergänzte Roth-Kleyer. 

Landschaftsgärtnerische Erden richtig ausschreiben 

„Was ist denn Qualität bei Böden und wie schreibe ich diese aus?“, dieser Frage ging Dipl.-Ing. Johannes Prügl, leitendes Mitglied im Bodeninstitut Prügl, in seinem Vortrag auf den Grund. So muss beispielsweise die Einhaltung der Bundes-Bodenschutzverordnung im LV nicht erwähnt werden, da sie gesetzlich vorgeschrieben ist. Dennoch kann ein deutlicher Hinweis im LV nicht schaden. Die DIN 18300 gilt dagegen nicht für Vegetationstragschichten, obwohl sie aus Unwissenheit häufig zitiert wird. Umso wichtiger ist jedoch die DIN 18915, welche die Bodenarbeiten für den allgemeinen Landschaftsbau (Sportplatzbau: DIN 18035) regelt und zwingend in jedem Ausschreibungstext stehen sollte. Die bundesweit gültigen FLL-Richtlinien oder Empfehlungen, die es ebenfalls für Sonderbauweisen gibt, wie beispielsweise Dachbegrünungen, sind laut Prügl ein wichtiger Zusatz bei der Ausschreibung und helfen, die erwünschte Qualität zu sichern bzw. genau zu definieren, da die DIN 18915 über die vegetationstechnischen Eigenschaften und Werte von Oberböden nahezu keine Hinweise gibt. In manchen Bundesländern o-der Kommunen kommen zudem noch so genannte „Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen“ (ZTV) zum Tragen und gehören deshalb ebenso in das LV. „Ich rate jedem Ausschreibenden dringend davon ab, eigene Mischrezepturen zu kreieren. Ein Substrat muss ganz bestimmte wertgebende, technische und physikalische Eigenschaften wie z.B. Gesamtporenvolumen und maximale Wasserkapazität erfüllen. Diese Leistungsfähigkeit auszuschreiben ist viel wichtiger, als exakte Bestandteile festzulegen“, führte Prügl aus, den schon so mancher wenig Sinn machende Ausschreibungstext zum Schmunzeln brachte. „Ausgeschriebene Eigenschaften, beispielsweise gemäß einer FLL-Richtlinie, lassen sich zudem in einem Labor überprüfen, was die Qualitätsüberwachung erleichtert“, ergänzte der Bodenexperte. Wer keine FLL-Richtlinien ausschreiben will, muss sich die Mühe machen, die technischen Angaben abzutippen und hier reicht es schon aus, dass ein Komma verrutscht oder ein > mit einem < verwechselt wird, um für fachlichen Unsinn zu sorgen. Die Ausschreibung der Qualitätsprüfung durch „Fachlabore“ oder „öffentlich anerkannte Prüfstellen“, wie immer wieder zu lesen ist, macht keinen Sinn, da es derartige Bezeichnungen offiziell nicht gibt. „Eine gute Ausschreibung ist der Beginn einer sinnvollen Zusammenar-beit auf der Baustelle“, appellierte Prügl an die Architekten. 

Praktische Tipps und wichtige Maßnahmen 

„Jeder Auftragnehmer sollte vor Baubeginn zuerst prüfen, ob der vorge-fundene Boden überhaupt für die vorgesehene Vegetation und Art der Nutzung geeignet ist“, rät Prügl dringend an. Verunreinigter oder unge-eigneter Boden ist auszutauschen. Oberboden muss abgetragen und gesondert in geeigneten Mieten gelagert werden. Des Weiteren muss dieser frei von Fremdstoffen und Teilen ausdauernder Pflanzen sein, die den Gebrauch mindern könnten. Störende Bodennässe ist zu entwässern, der Baugrund flächig und mindestens 15 Zentimeter tief zu lockern. Zudem regelt Tabelle 1 der DIN 18915 die Bearbeitbarkeit der 10 Bodengruppen recht genau. Bodenart, pH-Wert, Kalkgehalt, Humusgehalt, Verdichtungszustand, Fremd- und Störstoffe, Schichtdicke, aber auch die Wasserdurchlässigkeit lassen sich laut Prügl auf der Baustelle recht einfach und mit wenig Aufwand testen. Als Ausstattung empfiehlt er ein Sieb, einen Pehameter, 10-prozentige Salzsäure (gibt es in der Apotheke) und Gummihandschuhe zur Prüfung des Kalkgehalts, einen Kanister Wasser, um die Durchlässigkeit zwei- bis dreimal zu testen und die eigenen Hände, mit welchen der Boden geformt, zerrieben und somit haptisch begutachtet wird. 

Pflanzenqualitäten erkennen 

Dipl.-Ing. Ulrich Terhechte von der Baumschule Lorberg (Niederlassung Baden-Baden) gab den Teilnehmern einen Einblick in die unterschiedlichen Qualitätsstufen von Baumschulware. Erfahrung, ein geschultes Auge und ein Maßband sind hierbei wichtige Helfer, um Sortenechtheit, Qualität von Ballen, Wurzel und Stamm sowie Größe und Gesundheit zu überprüfen. Zusätzlich empfiehlt Terhechte den Teilnehmern, sich die Broschürenreihe „Erkennen Sie Qualität“ als Pflichtlektüre für die Themenbereiche Bäume, Sträucher, Containerpflanzen, Nadelgehölze und Heister/Heckensträucher kostenlos zu bestellen (www.grün-ist-leben.de, dann auf BdBshop und danach auf Infomaterial klicken). „Die eindrückliche Bebilderung dieser Broschüren durch positive und negative Beispiele erleichtert die Deklarierung der gelieferten Pflanzen erheblich“, erklärte Terhechte. So muss der Stamm eines Alleebaumes beispielsweise bis in die Spitze gerade gewachsen sein, die Rinde ist unversehrt ohne Scheuerstellen und die Wunden der Aufastung sind bereits überwallt und somit mindestens ein Jahr alt. Zudem sollte die Verzweigung artty-pisch sein und die Stammstärke der Bestellung entsprechen. „Alles andere geht ohne Diskussion zurück“, riet der Baumschuler, denn nur gesunde Pflanzen garantieren den Begrünungserfolg. Natürlich haben die einzelnen Baumtypen unterschiedliche Verzweigungen und auch die Garnierung mit Seitenästen ist artabhängig. Doch nicht nur das Grün oben, sondern auch der Ballen und die darin befindlichen Wurzeln müssen den Qualitätsansprüchen genügen. Ab der dritten Verpflanzung (3xv) ist neben dem Jutegewebe auch ein Drahtballen gefordert. Beides engt den Stamm nicht ein und wird deshalb bei der Pflanzung nicht ent-fernt. „Gerne können Sie oben das Jutegewebe aufschneiden, den Drahtballen lassen Sie aber auf jeden Fall dran“, mahnte Terhechte, der ergänzt, dass die Jute bereits innerhalb von zwei Monaten verrottet und der ausgeglühte Draht des Ballens nach maximal eineinhalb Jahren verschwunden ist. Qualitativ hochwertige Ballen sind kompakt und sollten mindestens den dreifachen Durchmesser des Stammumfanges besitzen. Damit das Anwachsen erfolgreich ist, sollte ein Pflanzschnitt durchge-führt werden. Diese notwendige Maßnahme passt das oberirdische Volumen der Wurzelmasse an. Bei Harthölzern wie beispielsweise Crataegus ist das Auslichten um 30 Prozent ein Muss. Und unter Auslichten versteht der Fachmann, tatsächlich Licht in die Krone zu bringen und nicht nur das Einkürzen der Astenden. Laut Terhechte schaffen es Linde, Platane und Ahorn zur Not auch ohne Pflanzschnitt, wobei er dies nicht anrät. „Gute Pflanzenqualität beginnt bereits bei der Anzucht. Hierzu gehören neben passenden Pflanzabständen und regelmäßigen pflegenden Maßnahmen auch die Gründüngung der Felder vor der Verschulung sowie das Bohren der Pflanzlöcher bei trockener Witterung“, führte Terhechte auf. Besondere Vorsicht legte er den Gärtnern beim Abladen der Pflanzen nahe: „Hat der Saftfluss bereits begonnen, so sollten Sie die Ware möglichst nur noch am Ballen anhängen und nicht mehr am Stamm“. Ein eventuell nötiger Zwischeneinschlag auf der Baustelle muss entsprechend mit Jutesäcken und Stroh vorbereitet werden, um Qualitätsminderungen vorzubeugen. Allen Ausschreibenden riet Terhechte sich an die DIN 18916 sowie an die FLL-Richtlinien zu halten, die gemeinsam mit dem Bund deutscher Baumschulen erarbeitet wurden. 

Aktuelle Pflanzenkrankheiten 

Massaria, Eschentriebsterben und Buchsbaumzünsler sind in aller Munde. An welchen Symptomen man diese Krankheiten und Schädlinge eindeutig erkennt, erläuterte Dipl.-Ing. (FH) Jochen Veser, Fachberater aus Korntal-Münchingen. Die Befallswahrscheinlichkeit ist immer von mehreren Faktoren abhängig. Und hierzu zählen neben dem Mikroklima, der genetisch fixierten Anfälligkeit und der Vitalität der Wirtspflanze ebenso Verletzungen, die als Eintrittspforte fungieren und der bestehende Befallsdruck. Stammschäden an Rosskastanien werden entweder durch Phytophtora cactorum, Phythophtora citricola und/oder durch Pseudomonas Syringae pv. aesculi verursacht. Eine makroskopische Unterscheidung mittels der verursachten Symptome ist aber nicht exakt möglich. Beide Erreger überdauern auf Totholz und im Boden, weshalb das Schnittholz nur in die Heißrotte auf Kompostieranlagen gebracht werden darf. Vitale Bäume schaffen es häufig, die Schadstellen abzuschotten. „Oft führen gerade bei Phytophtora-Erkrankungen Stresssituation wie extreme Trockenheit zum Ausbrechen bereits latenter Infektionen“, erklärte Veser. Die Massaria-Krankheit bei Platanen beschrieb der Experte als durchaus hinterlistig. Dieser Schwächeparasit putzt die Krone aus, indem er zunächst nur schwache Äste infiziert, aber es kann besonders unter Stressbedingungen immer wieder auch ein dickerer Ast betroffen sein. Von unten ist der Befall schwer erkennbar, da das Holz von oben abgebaut wird und nur hier die Verfärbungen des Rindengewebes sichtbar sind. Veser rät deshalb in Befallsgebieten zur Kontrolle vom Hubsteiger aus und dieser ist auch das Mittel der Wahl, wenn es um die Entfernung des Totholzes geht. Ist die Krone licht genug, kommt die Erkrankung in aller Regel zum Stillstand. Eine regelmäßige Bewässerung als Standortverbesserung ist durchaus sinnvoll. Das Eschentriebsterben ist vor allem im Forst zu einem großen Problem geworden. Mittlerweile ist hier das Triebsterben zu einem Eschensterben geworden. Die Gefahr der Infektion steigt, je näher der Standort am Wald liegt. Befallene Äste sind sofort zu entfernen, zu dichte Kronen müssen ausge-lichtet werden, da die Krankheit durch Feuchtigkeit gefördert wird. „Die Forstbaumschulen arbeiten bereits intensiv an der Auslese widerstandsfähiger Klone“, weiß Veser und Terhechte ergänzt, dass die Baumschule Lorberg Eschen momentan aus dem Programm genommen hat. Echte Mehltaupilze sind wirtsspezifisch und zählen zu den Schönwetterpilzen, da sie zur Vermehrung keine Blattnässe brauchen. Man findet sie mittlerweile sogar an Kirschlorbeer, paradoxerweise zeigen sich die Beläge hier auf der Blattunterseite. Die Überdauerung erfolgt auf Trieben und Knospen, weshalb die Beseitigung des Falllaubes keine Besserung bringt. Viel relevanter ist es, Trockenstress zu vermeiden und durch widerstandsfähige Sorten sowie eine standortgerechte Pflanzenverwendung den Infektionsdruck zu minimieren. „Sobald es warm wird, beginnt der Buchsbaumzünsler wieder zu fressen. Momentan überwintern die großen Altraupen in den Pflanzen“, erläutert Veser, der vermutet, dass es inzwischen bereits drei bis vier Generationen pro Jahr gibt. Die Falter sind so groß wie das Tagpfauenauge, leben aber nur sehr kurz. Der Fachmann rät zu regelmäßigen Kontrollen und bei noch kleinen Raupen zum schnellen Einsatz von Bacillus thuringiensis. „Werkzeugdesinfektionen sind z.B. beim Auftreten des Buchsbaumtriebsterbens eine entscheidende Maßnahme, um die Verschleppung des Erregers zu verhindern und lassen sich am besten mit 70-prozentigem Alkohol und einer möglichst einminütigen Einwirkdauer durchführen“, erläutert der Experte. 

Durch das überarbeitete Pflanzenschutzgesetz vom 06.02.2012 werden Präparate, die die Widerstandsfähigkeit von Pflanzen erhöhen, als Pflanzenschutzmittel und nicht mehr als Pflanzenstärkungsmittel eingestuft, was dazu führte, dass es derzeit erst wenige gelistete Stärkungsmittel gibt. Zudem muss der Sachkundenachweis Pflanzenschutz nun alle drei Jahre mit dem Besuch einer anerkannten Fortbildungsveranstaltung erneuert werden. Im Moment sind laut Pflanzenschutzgesetz für die Anwendung an Gehölzen nur zwei Mittel für den öffentlichen Bereich genehmigt, das sind Dipel ES, gegen freifressende Schmetterlingsraupen und Fastac Forst gegen den Borkenkäfer. Die Bundesländer haben laut Veser zwar Antragslisten erstellt, doch die Bearbeitung benötigt Zeit und der Antragsteller viel Geduld. Für spezielle Flächen besteht allerdings die Möglichkeit, Ausnahmegenehmigungen zu beantragen. 

Wer Interesse an den ausführlichen PowerPoint-Präsentationen zu den Vorträgen hat, kann sich diese von der Firma corthum, Forst-Humus GmbH, per USB-Stick gegen eine Gebühr von 10,00 Euro zusenden lassen: Anfragen bitte per E-Mail.


Substratausgangs- und Substratzuschlagsstoffe in Theorie und Praxis

7. corthum-Fachseminar 2012

 Bei eisigen Temperaturen besuchten am 08. Februar 2012 knapp 100 Landschaftsarchitekten, kommunale Entscheidungsträger sowie Land-schaftsgärtner das siebte corthum-Fachseminar, um sich in Sachen Substrate auf den neuesten Stand der Technik zu bringen. Inhaltliche Schwerpunkte waren hierbei die Vorträge von Prof. Dr. Roth-Kleyer und Johannes Prügl, die sich mit den verschiedenen Substratausgangs- und -zuschlagstoffen beschäftigten. Über die Anwendung in der Praxis refe-rierte Gärtnermeister Nikolai Züfle (Gemeinde Baiersbronn) und Dieter Keck ergänzte dieses Thema mit seinen Langzeiterfahrungen zum Ein-satz von Baumsubstraten auf dem Gelände der BASF in Ludwigshafen. 

Uwe Schönthaler, Geschäftsführer der Forst-Humus GmbH, begrüßte seine Gäste im gut beheizten Glashaus „Casa Terra corthum“ mit folgendem Zitat von Johann Wolfgang von Goethe: „So hat der Stand eines Baumes, die Art des Bodens unter ihm, andre Bäume hinter und neben ihm einen großen Einfluss auf seine Bildung“. „Goethe hatte ein ganz besonderes Verhältnis zu Bäumen und um deren Bodenansprüche bzw. baumgerechte Substrate geht es unter anderem bei unserer Ver-anstaltung“, so Schönthalers Einführung zum Fachseminar, welches von der Architektenkammer Baden-Württemberg als Fortbildungsmaßnahme anerkannt ist. Klaus Dobczynski, Vorstand im Verband Garten-, Land-schafts- und Sportplatzbau Baden-Württemberg e.V. (VGL), appellierte in seiner Ansprache an die Landschaftsarchitekten und kommunalen Mitarbeiter, dass Qualität in Zukunft ein Gemeinschaftsprodukt von Pla-nern, Kommunen und ausführenden Betrieben sein muss und nicht al-lein durch den Preis entschieden werden kann. Hier ist aus Sicht des VGL ein Umdenken, von welchem sicher alle Beteiligten profitieren wür-den, dringend notwendig.

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Mineralische Substratausgangsstoffe 

Prof. Dr. Stephan Roth-Kleyer, Prodekan der Hochschule RheinMain, lieferte mit seinem Vortrag einen ausführlichen Überblick über die Ei-genschaften und Kennwerte möglicher mineralischer Substratausgangs-stoffe. „Eineinhalb bis zwei Millionen Kubikmeter Substrate werden in Deutschland vom GaLaBau pro Jahr verbaut“, verblüfft Roth-Kleyer mit diesen Zahlen gleich zu Anfang. Umso wichtiger für den Langzeiterfolg sind deshalb die passenden Ausgangsstoffe. Die Liste der Ansprüche, welche Substrate mittlerweile zu erfüllen haben, ist lang und geht von Umweltverträglichkeit über Lagerstabilität bis hin zur Pflanzenverträg-lichkeit und endet in der Regel mit dem Adjektiv kostengünstig. Bedarfs-orientierte Substrate einzusetzen, ist aus vegetationstechnischer Sicht zwingend und laut Roth-Kleyer Aufgabe der Planer. Im Bereich der Baumsubstrate ist der Spagat zwischen den Anforderungen von Pflanze und Straßenbau (Tragfähigkeit und hohe Verdichtung) besonders groß. Deshalb ist es absolut notwendig, sich mit den Eigenschaften geeigneter mineralischer Ausgangsstoffe auseinanderzusetzen: Bims und Bläh-schiefer punkten beispielsweise, wenn es um Dachbegrünungssubstrate mit geringem Eigengewicht geht. Blähton findet vor allem Anwendung in der Innenraumbegrünung. Die Überprüfung des pH-Wertes rät Roth-Kleyer hierfür an, da dieser bei manchen Chargen zwischen drei und vier liegen kann. Das Recyclingprodukt Kesselsand besticht durch seine porige Struktur, ist jedoch ab 4 mm Korngröße nicht mehr druckstabil. Lava verfügt nicht nur über eine hohe Scherfestigkeit und Druckstabilität, sondern bringt durch ihr Porenvolumen auch viel Luft in ein Substrat. „Die Farbe, die von rot über grau bis schwarz variieren kann, sagt übri-gens nichts über die Qualität aus“, ergänzt Roth-Kleyer. Gas- oder Po-renbeton kann zu viele Carbonate enthalten und zu Versinterungen füh-ren, warnt der Referent. Offenporige Schieferschlacke, auch bekannt unter dem Produktnamen Porlith, lässt sich laut Roth-Kleyer ebenfalls vor-teilhaft in Baum- und Dachsubstrate verarbeiten und auch die Rostasche (Rotgrand) sollte nicht unerwähnt bleiben. Schaumglas eignet sich durch seine perfekte Verzahnung gut für Böschungssubstrate, kann aber trotz seiner Offenporigkeit kaum Wasser speichern. Tone verfügen über eine sehr gute Ionen-Austauschkapazität, weshalb Roth-Kleyer den in Zukunft verstärkten Einsatz sehr begrüßen würde. „Zeolithe müssen vor ihrem Einsatz zuerst mit Stickstoff „aufgeladen“ werden, ansonsten binden sie diesen Nährstoff und die Pflanzen gehen leer aus“, so der Ex-pertenhinweis. Bei Ziegel als Ausgangsstoff kann nur die Verwendung von Produktionsabfällen empfohlen werden. Falls der Einsatz von Böden für ein Substrat sinnvoll erscheint, sollten Unterböden bevorzugt Ver-wendung finden, da sie keine Wurzelunkräuter und Unkrautsamen enthalten und durch ihre Nährstoffarmut besser steuerbar sind. „Die Palette an Ausgangsstoffen ist wunderbar vielfältig und kann somit an die unterschiedlichsten Ansprüche angepasst werden“, verdeutlicht Roth-Kleyer und legt diese Aufgabe somit ganz bewusst in die Hände der Planer. Um diesem Anliegen Nachdruck zu verleihen, verteilte er an alle Seminar-teilnehmer ein Beiblatt mit den Eigenschaften und Kennwerten dieser Ausgangsstoffe. Die fachgerechte Herstellung dieser Mischungen obliegt dann den Erdenwerken, die, wie beispielsweise die Forst-Humus GmbH, gerne ihre Erfahrungen mit einbringen und sich am Entwicklungsprozess beteiligen. 

Organische Substratzuschlagstoffe 

„Alle reden von Bodenphysik, von Humus im Zusammenhang mit Substraten spricht keiner mehr, dagegen sind die Adjektive „humusfrei“ und „oberbodenfrei“ in aller Munde und dies sehr zu meinem Leidwesen“, so der Einstieg von Dipl.-Ing. agr. Johannes Prügl, Bodensachverständiger und Leiter des Bodeninstitutes Prügl, in ein – farblich gesehen – ziemlich schwarzes Thema. Bäume lieben den schwarzen Humus, der Gehalt in Baumsubstraten ist jedoch verschwindend gering und erst seit kurzer Zeit treten die bisher vernachlässigten positiven Wirkungen der Bodenbiologie wieder in den Vordergrund. Dies führt laut Prügl leider auch da-zu, dass viele „Wundermittel“ (Bodenaktivatoren, Co-Polymere, …), die ihre tatsächliche Zusammensetzung auf dem Etikett nicht wirklich preisgeben – dafür aber einen hohen Preis kosten – auf den Markt kommen. Bei diesen Mischpräparaten, die Algen, Bakterien, Pilze, Mykorrhiza, Torfe, aber auch Sand, Gesteinsmehl und vieles mehr enthalten können, ist es einfach notwendig zu wissen, zu welchen wachstumsfördernden Leistungen die einzelnen Inhaltsstoffe in der Lage sind. „Deshalb ist es so wichtig, dass die Bestandteile bzw. die Eigenschaften eines Substra-tes im Leistungsverzeichnis genau ausgeschrieben werden“, hakt auch Prügl an diesem Punkt ein. Der Renner im Bereich der organischen Zu-schlagsstoffe ist zurzeit Xylit. Abgebaut im Braunkohletagebau, enthält es noch die deutliche Faserstruktur des Holzes und eignet sich gut als Torfersatzstoff. Es ist inert und kompostiert nicht mehr nach; diese wei-teren positiven Eigenschaften schlagen sich leider auch im Preis nieder. Ein weiterer im GaLaBau einsetzbarer hochwertiger Humusstoff ist laut Prügl Rindenhumus. Wer Komposte ausschreibt, muss diese auf jeden Fall auf „Substratkomposte“ einschränken, um die Qualität und vor allem den Salzgehalt einigermaßen zu definieren. „Aus einem wirklich fertigen Kompost (Kompostierungsdauer ca. ein Jahr) steigt übrigens nach dem Abkippen keine Dampfwolke mehr auf“, klärt Prügl auf. Als sehr empfeh-lenswert beschreibt er Traubentresterkompost wegen seiner wertvollen Pflanzeninhaltsstoffe und Braunkohle sowie Leonardit (Perlhumus), we-gen des hohen Huminsäuregehaltes und der hohen Kationenaustausch-kapazität. Die modernen „Biochars“, die mit hohem energetischem Auf-wand aus verkohlten Pflanzen hergestellt werden, hält er trotz ihrer ho-hen Austauschkapazität und Strukturstabilität aus ökologischer Sicht für nicht vertretbar. Der Einsatz von Powhumus zeigt meist gute Effekte, wenn es sich um humusfreie Substrate handelt. Algenpräparate dürfen nur aus Braunalgen (Ecklonia (Kelp),Sargassum, Ascophyllum, Lamina-ria) und dann möglichst kaltgepresst hergestellt sein. „Wichtig für unsere Substrate ist hier das Kaliumalginat und wenn sich das Präparat beim Auflösen in Wasser als „brauner Dreck“ darstellt, ist es sein Geld nicht wert“, referiert der Experte, denn je heller die Farbe der Lösung, desto mehr der wertvollen Phytohormone sind enthalten. Da der Effekt der Al-gen oft erst nach Jahren sichtbar wird, mischen die Hersteller gerne Stickstoff in ihre Präparate, damit der vermeintliche Erfolg sich in Form von sattem Grün erfassen lässt. Dies kann äußerst gefährlich werden, wenn mit Düngeplänen gearbeitet wird. 

Wirklich gute Komposte gibt es kaum noch, da fast kein Hersteller die Verrottungszeit (= die Zeit, welche die Humusbildung benötigt) von ei-nem Jahr abwartet. Als Humus wird der tote Teil der gesamten organi-schen Substanz eines Bodens beschrieben und je nach Zersetzungs-grad kann Humus als organischer Dünger (weit fortgeschrittener Zerset-zungsgrad) oder Strukturbildner dienen. „Organische Substanz besitzt die höchste Ionen-Ausstauschkapazität und sie gewährleistet hierdurch, dass der Dünger im Substrat bleibt“, klärt Prügl auf, der äußerst positive Erfahrungen durch Bodenverbesserungen mit Huminstoffen bei Bäumen gemacht hat. Für ihn ist dies der Beweis, dass diese Stoffe in allen Substraten enthalten sein sollten. „In der Düngemittelverordnung wird leider immer nur geregelt was nicht sein darf, aber nie, was der Stoff „können“ muss“, bemängelt Prügl. Wie auch Prof. Dr. Roth-Kleyer rät Prügl dringend zu Kontrollprüfungen bei größeren Substratmengen. Die-se Position sollte eigentlich Bestandteil eines jeden Leistungsverzeich-nisses sein, so die Meinung beider Experten. 

Staudenpflanzungen im Straßenraum 

Von der Theorie direkt in die Praxis führte der Vortrag von Nicolai Züfle, Gärtnermeister der Gemeinde Baiersbronn. Vor knapp sieben Jahren begann der Umdenkprozess von Rosen und Cotoneaster hin zu flächi-gen Staudenpflanzungen im Straßenraum. Mittlerweile haben sich die Staudenflächen etabliert und gehören zum gewohnten Stadtbild. Die erprobte Pflanzenliste umfasst inzwischen über 80 Gräser und Stauden. „Wenn es an die Umgestaltung einer Fläche geht, werden zuerst Fotos gemacht, die Fläche auf Millimeterpapier übertragen und dann die Be-darfszahlen ermittelt“, beschreibt Züfle sein Vorgehen. Mit sieben bis zehn Pflanzen auf den Quadratmeter ist die Anlage bereits im ersten Jahr sehr dicht und repräsentativ, was dem Wunsch der Gemeinderäte entspricht. Gepflanzt wird in 25 bis 30 Zentimeter Staudensubstrat, wel-ches aus Gründen der Zeitersparnis vorab mit fünf bis acht Zentimeter Granitsplitt (11/16) gemulcht wird. Die Gabe eines Volldüngers mit Langzeitstickstoff gehört zum „Starterpaket“, eine weitere Düngergabe im Sommer reicht dann laut Züfle aus. Regelmäßig gegossen werden die Flächen lediglich im ersten Jahr. „Bei langer Trockenheit ist die Rud-beckia unsere Zeigerpflanze. Wenn sie die Blätter rollt, kommt der Gießwagen“, erläutert Züfle das eingeschränkte Pflegekonzept. Für die Düngung und den eventuell notwendigen Pflanzenschutz sind zwei Mit-arbeiter zuständig. „Unsere Vorarbeiter arbeiten das komplette Jahr oh-ne Winterpause, um die Flächen unkrautfrei zu halten, denn die Vogel-miere wächst immer. Im ersten Jahr entscheidet sich außerdem die Kos-tenstruktur der Folgejahre“, weiß Züfle inzwischen. Wer es hier verpasst, dem Unkräute Herr zu werden – und dazu gehört auch, den Stauden „unter den Rock zu schauen“ und exakt zu arbeiten – muss mit einem wesentlich höheren Zeitaufwand in der Pflege kalkulieren. „Deshalb sind Neuanlagen in unseren Pflegelisten immer fett hinterlegt“, verrät Züfle. Im Spätherbst (?) werden die Staudenflächen ohne mineralischen Mulch mit dem Rasenmäher abgemäht. Das Material verbleibt als organischer Dünger auf den Beeten und dient zugleich als Frostschutz. Bei den ge-mulchten Flächen erfolgt der Rückschnitt im zeitigen Frühjahr. Auf Ge-ranium, Nepeta und Potentilla hat Züfle immer ein Auge und diese wer-den oft zweimal im Jahr zurückgeschnitten, damit sie schwächere Stau-den nicht verdrängen. Mit ca. 30 Euro kalkuliert Züfle für Stauden, Sub-strat und Mulch pro Quadratmeter. Der Zeitaufwand für das Pflanzen schlägt mit 5 bis 10 Minuten zu Buche und gepflegt wird fünfmal im Jahr, was in etwa 10 bis 15 Minuten pro Quadratmeter entspricht. Ab dem zweiten Jahr minimiert sich dieser Aufwand auf fünf bis acht Minuten. 

Zu Anfang gab es aus der Bevölkerung viele kritische Stimmen, mittler-weile ist diese Haltung jedoch in Begeisterung umgeschlagen. Um die Qualität der Flächen zu gewährleisten, schult Züfle seine Mitarbeiter re-gelmäßig intern. „Die Staudenpflege ist ein ständiger Prozess und man muss die Mitarbeiter mitnehmen, einbinden und aus ihren Fehlern lernen lassen“, so die Erfahrung des Meisters. 

Langzeiterfahrung mit Baumsubstraten 

Dieter Keck, Baumsachverständiger und Koordinator der Außenanlagen und Freiflächen der BASF Ludwigshafen, bot in seinem Vortrag einen Einblick in seine langjährige Erfahrung mit Baumsubstraten. Die Verwendung von Substraten bietet laut Keck eine hohe Flexibilität in der Standortwahl, gewährleistet langfristig den für die Bäume wichtigen Gasaustausch, bietet eine gute Wasserkapazität – was vor allem in Trockenperioden wichtig wird – und verbessert die Wurzelbildung bei Neupflanzungen erheblich. Die FLL-Empfehlung von 12 Kubikmeter Substrat für einen Stadtbaum hält er jedoch für viel zu gering. „Bei unterschiedlichen Sanierungsmaßnahmen mussten wir immer wieder fest-stellen, dass die Bäume sich diesen Wurzelraum bereits mit einem Kronendurchmesser von nur fünf Metern vollständig erschlossen hatten. Der Standort sollte aber eine Lebensdauer von ca. 80 Jahren gewährleisten, was er unter diesen Vorgaben aus meiner Sicht nicht tut“, erklärt Keck, der sich für eine Erweiterung des durchwurzelbaren Raumes unter den Verkehrsflächen ausspricht. Ebenso rät er dringend von einer Versiege-lung oder Unterpflanzung der Baumscheiben ab und empfiehlt stattdessen eine Mulchschicht aus Lavasplitt. Alle vier Jahre lässt Keck Bodenproben entnehmen und düngt dann bei Bedarf mit Flüssigdüngern nach, die einen nicht zu hohen Stickstoffanteil ausweisen. Vorgedüngte Substrate lehnt Keck ab, da diese zu einem starken Triebwachstum sowie zu vermehrten Frostschäden und stärkerer Totholzbildung führen können. Genauso entscheidend für den Erfolg ist natürlich die Auswahl der richtigen Baumart für den Standort. „Ich würde im urbanen Bereich das Augenmerk vermehrt auf kleinkronige Bäume, wie beispielsweise Acer griseum, Sorbus decora, Acer ginnala und Fraxinus ornus richten“, empfiehlt der Sachverständige. Neue Erfahrungen mit dem Material Elastopave sammelt Keck gerade durch eine 2.000 Quadratmeter große Parkplatzsanierung auf dem BASF-Gelände. Er verspricht sich von dieser wasser- und luftdurchlässigen, polymeren Deckschicht, welche unter anderem auch Substratverdichtungen verhindern kann, zukünftig viele Vorteile für unsere Straßenbäume. 

Wer Interesse an den ausführlichen PowerPoint-Präsentationen zu den Vorträgen hat, kann sich diese von der Firma corthum, Forst-Humus GmbH, per USB-Stick gegen eine Gebühr von 10,00 Euro zusenden lassen.


Baumpflanzung und -sanierung in Theorie und Praxis

6. corthum-Fachseminar 2011

 Seit sechs Jahren gibt es nun das Corthum-Fachseminar, zu welchem am 16. Februar 2011 knapp 100 Landschaftsarchitekten und kommunale Mitarbeiter anreisten. Schwerpunkte des diesjährigen Seminares waren das neue FLL-Regelwerk „Empfehlungen für Baumpflanzungen“, die Sanierung einer im Niwaki-Stil gestalteten Kiefer sowie Neuigkeiten aus der Bodenschutz- und Düngemittelgesetzgebung. Der praktische Semi-nar-Teil bestand aus der Freilegung der Wurzeln einer vor sieben Jahren gepflanzten Linde mittels eines Sauggerätes auf dem Betriebsgelände in Marxzell-Pfaffenrot. 

Uwe Schönthaler, Geschäftsführer der Forst-Humus GmbH, freute sich über die bislang höchste Anzahl von Seminarteilnehmern, die die Kapa-zität des Glashauses „Casa Terra corthum“ fast an die Grenze brachte. Mit der Redensart „Du sollst den Tag nicht vor dem Abend loben“ forder-te er seine Gäste auf, sich aktiv am neuen Seminarprogramm 2012 zu beteiligen, indem sie ihre Bewertungen, Meinungen und Wünsche auf dem vorbereiteten Fragebogen niederschreiben. Klaus Dobczynski, Vor-stand im Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Baden-Württemberg e.V., zeigte sich ebenfalls beeindruckt vom bis auf den letzten Platz gefüllten Saal. „Wir Landschaftsgärtner sehen es als unse-re Pflicht, uns fit zu machen für die Märkte von morgen, andererseits er-warten wir aber auch von unseren Auftraggebern fachgerechte Aus-schreibungen und faire Preise“, so Dobczynski. „Gute Qualität zu Dum-pingpreisen gibt es meiner Meinung nach nicht, das gilt auch für die verwendeten Produkte und in diesen sollte tunlichst „drin sein“, was au-ßen „drauf steht“ oder die Prüfzeugnisse versprechen“, appellierte das Vorstandsmitglied.

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Neue FLL-Empfehlung für Baumpflanzung

Prof. Dr. Stephan Roth-Kleyer, Prodekan der Hochschule RheinMain, stellte die neuen „FLL-Empfehlungen für Baumpflanzungen – Teil 2“ vor, an welchen er persönlich mitgearbeitet hat. Die herausragende Rolle von Wurzelraum, Boden bzw. Substrat für die Entwicklung des Baumes ist als Standortverbesserung im urbanen Bereich mittlerweile von Praxis und Wissenschaft anerkannt. Der Boden- bzw. Substrataufbau in den Pflanzgruben kann hier bei der richtigen Wahl Großartiges leisten und die Gesamtvitalität der gestressten Stadtbäume sichtbar steigern. „Ent-scheidend für die Substratwahl sind die Pflanze sowie die vorhandenen Standortfaktoren. Somit gibt es das einzig gute Baumsubstrat nicht, was es aber gibt, sind leider viele schlechte Substrate“, erklärte der Prode-kan. Ziel im städtischen Bereich ist es, einen Baumstandort zu entwi-ckeln, der das Wachstum von Stützwurzeln für die Standfestigkeit und Verkehrssicherheit fördert, der ein hohes Porenvolumen für die Boden-durchlüftung sichert und der dabei eine ausreichende Wasserkapazität für die Versorgung des Gehölzes vorhält. Die Lösung dieser Zielsetzung funktioniert laut Dr. Roth-Kleyer über folgende drei Ansätze: Dem Baum wird zusätzlicher Wurzelraum in der Tiefe oder in angrenzenden Ver-kehrsflächen zur Verfügung gestellt, das verwendete Substrat verfügt über dauerhaftes Stützkorn, welches für einen ausgeglichenen Wasser-/Lufthaushalt sorgt und durch die fachliche Verzahnung an der Baum-grubenwand und -sohle wird ein Kapillarbruch verhindert. „Die Leistung für die Verzahnung sollte meines Erachtens extra ausgeschrieben und vergütet werden“, erklärt der Wissenschaftler, denn ein Kapillarbruch kann zum Tod eines jeden Baumes führen, egal wie gut das Substrat und der Gesundheitszustand der Pflanze waren. Sechs Quadratmeter dauerhaft luft- und wasserdurchlässiger Belag sowie ein durchwurzelba-rer Raum von mindestens 16 Quadratmetern Grundfläche und einer Tie-fe von 80 Zentimeter gemäß DIN 18916 werden den urbanen Standort durch die nun integrierte FLL-Empfehlung weiter verbessern. Durch die-se Voraussetzungen kommt – wenn fachgerecht ausgeführt – genügend Sauerstoff in den Boden und das Kohlendioxid kann problemlos abgeführt werden. Dass diese Voraussetzungen immer noch nicht ideal sind, ist auch den Verfassern der neuen Richtlinie klar, doch noch höhere Forderungen, wie sie beispielsweise mit 30 Kubikmetern in Paris gefor-dert werden, sind innerorts oft nicht mehr umsetzbar. „Das würde die Entscheidung gegen einen neuen Stadtbaum eher forcieren“, so die Be-fürchtung von Dr. Roth-Kleyer. 

Bei überbaubarer Bauweise muss das Substrat eine hohe Tragfähigkeit aufweisen (Verformungsmodul ≥ 45 MN/m2) und sollte zudem kosten-günstig sein. Baut der Tiefbau ein, muss hier unbedingt eine mögliche Überverdichtung ausgeschlossen werden, so der Rat des Wissenschaft-lers. „Die Hersteller von Baumsubstraten beschäftigen sich mit teilweise gegenläufigen Anforderungen, nämlich einem guten Pflanzenstandort mit hoher Tragfähigkeit und dies ist alles andere als einfach“, erläutert der Experte. Wirklich gute Substrate bringen jedoch die vegetations-technischen und die bautechnischen Anforderungen zusammen. „Bei uns an der Hochschule kursiert deshalb inzwischen auch der Spruch „Geist ist geil“, freut sich Dr. Roth-Kleyer. Einer der wichtigsten Aspekte beim Mischen ist deshalb auch die verwendete Körnungslinie. Sie ent-scheidet oft über die vorhandene Luft- und Wasserkapazität. Mehr als zwei Massenprozent an Organik (entspricht bis zu ca. 20 Volumenpro-zent) hält Roth-Kleyer für schwierig, da hieraus Setzungen resultieren können und durch die eintretende Mineralisierung zusätzlicher Sauer-stoff verbraucht wird. Auch sollte auf eine stickstoffbetonte Düngung verzichtet werden. „Kontinuierliches aber gesundes Wachstum ist für den Stadtbaum viel wertvoller.“ Die Mitverwendung von vorhandenem Bodenaushub hält der Wissenschaftler aus Gewährleistungsgründen für nicht sinnvoll, denn solche Substrate entsprechen in den seltensten Fäl-len den ausgeschriebenen Anforderungen. Den Ausschreibenden emp-fiehlt Dr. Roth-Kleyer dringend die Prüfbedingungen nach FLL 2010, denn durch unterschiedliche Messmethoden kann es leicht zu Fehlinter-pretationen kommen. Bei großen Objekten rät er sogar zu einer Kon-trollprüfung des Substrates. Ebenfalls sehr wichtig ist der Feuchtegrad bei der Lieferung für den korrekten Einbau. Die Proctorparabel zeigt ge-nau, bei welchem Wassergehalt die  optimale Dichte erreicht wird. Ist das Material nun zu nass, muss abgewartet werden. Ist es zu trocken, kann Wasser dazu. Eine Inaugenscheinnahme reicht hierfür laut Dr. Roth-Kleyer übrigens nicht aus! Das Trocknen einer Materialprobe in der Mik-rowelle oder in der Pfanne habe sich hingegen auch auf der Baustelle bewährt. Abschließend forderte Dr. Roth-Kleyer die Zuhörer zur aktiven Mitarbeit und Weiterentwicklung auf, denn seiner Meinung nach ist ein Regelwerk oder auch eine Empfehlung nie perfekt und immer auf neue Erkenntnisse aus der Praxis angewiesen, weshalb er auch die aktuelle Version für verbesserungswürdig hält. Der Einwurf eines Landschaftsar-chitekten, der beispielsweise die Wasserdurchlässigkeit von 5 x 10-4 m/sec aus eigener Erfahrung für zu hoch hält, wurde von Dr. Roth-Kleyer und Dipl.-Ing. Prügl deshalb sofort zur weiteren Prüfung aufgegriffen. 

Sanierung einer Schwarzkiefer 

Vor 10 Jahren war die im Niwaki-Stil geschnittene Schwarzkiefer in Ras-tatt gepflanzt worden, doch ihr Anblick empfing die Firmenbesucher schon lange nicht mehr mit der angedachten Eleganz und Ästhetik. Jo-chen A. Pfisterer, öbv Sachverständiger für Baumbiologie und -pflege, wurde deshalb vor zwei Jahren mit der fachgerechten Sanierung beauf-tragt. „Die Schwarzkiefer zeigte nur noch in den oberen Bereichen einen nennenswerten Zuwachs und war hierdurch bereits formlos geworden“, so Pfisterers Bestandsaufnahme, der zudem entdeckte, dass die vor-handenen Belüftungsrohre zum Wässern verwendet worden waren und Omnibusse die Baumscheibe gerne für Wendemanöver missbrauchten. „Eine Sanierung mit Bodenaustausch war daher unvermeidlich“, erklärte Pfisterer. Vor dem Absaugen des Substrates musste die gesamte Flä-che der Pflanzinsel mit der Düngelanze gelockert werden, so verdichtet waren die oberen Schichten. Vermutlich ist damals lehmiger Bodenaus-hub einfach als Substrat verwendet worden. Der nach dem Absaugen vorgefundene Unterboden war fest wie Mineralbeton, weshalb Pfisterer im Abstand von 60 bis 80 Zentimeter tiefe Kavernen mit dem Saugrüssel bohren ließ, um einen Anschluss an die anstehende Bodenschicht zu schaffen. Die vorgefundenen Wurzeln waren lediglich fingerdick. „Die untersten 20 Zentimeter der neuen Baumgrube und die Kavernen verfüll-ten wir wegen der guten Drainageeigenschaften mit Groblava (100 – 150 mm). Als Pflanzsubstrat bauten wir ein extensives Dachbegrünungssub-strat mit einem hohen Anteil an Ziegelsplitt (10-16 mm) ein, um eine gute Durchlüftung zu gewährleisten“, erläuterte Pfisterer sein weiteres Vorge-hen. Alle freigelegten Wurzeln schnitt der Sachverständige vor der er-neuten Verfüllung von Hand nach und führte eine Mykorrhiza-Impfung durch. Nach der Bodensanierung stand der Kronenschnitt an. Pfisterer lichtete die Oberkrone stark aus, stellte die Ast-Etagen frei und stäbte die unteren Zweigpolster mit Bamusstäben und Kokosseilen. Bei ge-schnittenen Kiefern im Niwaki-Stil muss darauf geachtet werden, dass der Aufbau der Nadelpolster stimmt, welcher sich im Prinzip ähnlich ver-hält wie bei einer Schnitthecke: Unten breit und oben schmal, so dass innerhalb der Krone ein ausgeglichener Hormonhaushalt herrscht und sich alle Blätter gleichmäßig an der Photosynthese beteiligen können. „Durch diese Maßnahmen wird es uns in den nächsten fünf Jahren ge-lingen, die mittlerweile nicht nur von den Japanern so geschätzte Optik dieser Kiefer zu bewahren und zu stärken“, ist sich Pfisterer sicher. „Ein-jährige Kieferntriebe sollten nie mit der Schere geschnitten werden“, er-klärt der Referent. Besser ist das Ausbrechen der noch glasigen Kerzen im zeitigen Frühjahr von Hand. Hierdurch werden nicht nur braune Na-delspitzen vermieden, sondern die an der Basis der Kerzen sitzenden schlafenden Augen aktiviert. Sie treiben aus und es entstehen die ge-wünschten dichten Nadelpolster. „Unsere letzte Aufgabe war es, das Überfahren der Baumscheibe wirkungsvoll aber optisch vertretbar zu verhindern“, erklärte der Baumbiologe, der sich hierfür der japanischen Regeln der Steinsetzung bediente. Acht Findlinge in fünf Gruppen nach der Fibonacci-Sequenz gesetzt waren das harmonische Ergebnis mit einer anhaltenden Wirkung auf Busfahrer. Eine durchaus nachahmens-werte Methode für städtische Bereiche. Des Weiteren zeigt diese Sanie-rungsmaßnahme laut Pfisterer auf, wie wichtig detaillierte und fachlich fundierte Ausschreibungen auch für Baumpflanzungen sind. 

Baumsanierung mittels Sauggerät 

Alexander Erhardt, Inhaber der Firma Erhardt GaLaBau in Karlsruhe, ist bereits seit 1991 im Besitz eines Saugbaggers für Baumsanierungs-maßnahmen und beschäftigt sich bis heute zusammen mit der Herstel-lerfirma mit der Verbesserung dieser Technik. Verdichtungen und Staunässe sind die beiden häufigsten Gründe, die im urbanen Bereich zu Standortsanierungen führen. „Gerade die durch den Verkehr entste-henden Vibrationen sollte man hierbei nicht unterschätzen, denn sie füh-ren zur Bodenverdichtung und zum Sauerstoffmangel“, erläutert Erhardt. Sinkt der Sauerstoffanteil im Boden unter 13 Prozent ist kein Wurzel-wachstum mehr möglich. Viele Stadtbäume wissen sich zu helfen und lenken ihre Wurzeln in die oberen Bereiche, wo sie dann Kantensteine aushebeln und Gehwegplatten in Stolperfallen verwandeln. „Wenn ältere Straßenzüge in Stand gesetzt werden, bietet es sich aus Kostengründen an, die Baumstandorte gleich mit zu sanieren“, so Erhardt. „Noch güns-tiger wird es, wenn die Baumbedürfnisse bereits bei der Planung be-rücksichtigt werden“, weiß der Fachmann. Mindestens einen Meter tief, besser 1,20 bis 1,40 Meter tief, saugt Erhardt seine Sanierungsfälle ab. „Je tiefer ich komme, desto mehr Volumen habe ich für das neue Sub-strat zur Verfügung“, so der Landschaftsgärtner, nach dessen Erfahrung sich die meisten Verdichtungen in Bereich zwischen 60 und 80 Zentime-ter Tiefe befinden. „Noch tiefere Verdichtungen sind in der Regel schon vor der Pflanzung passiert.“ In diesem Fall versucht Erhardt Kavernen von zwei Metern oder mehr zu saugen. 30 bis 40 Zentimeter Wurzel-wachstum in den ersten vier Wochen sind laut Erhardt nach der Stand-ortsanierung keine Seltenheit. Bei sehr bindigen Böden sprengt der Gärtner mittels einer Druckluftlanze, welche von ihm mitentwickelt wurde, die oberen Bodenschichten auf, was das Absaugen erleichtert und beschleunigt. Das Saugrohr ist sehr schwer und wird deshalb durch ei-nen Hydraulik-Arm bewegt. Erfahrung und Feingefühl sind beim Absau-gen sehr wichtig. „Immer wieder stößt man auf dichte Wurzelhorizonte, die durchbrochen werden müssen, um an das darunter liegende Material zu gelangen“, erläutert der Fachmann. Die Wurzeln müssen laufend durch feuchte Jutematten vor dem Austrocknen geschützt werden. „Wenn ich die Sanierungsmaßnahme komplett durchführe, stehen der LKW mit dem Baumsubstrat und der Tankwagen mit Wasser immer auf der Baustelle bereit. Als Subunternehmer für die Saugarbeiten führe ich zumindest immer eine große Anzahl Jutematten mit“, beschreibt Erhardt, der diese Arbeiten fast zu jeder Jahreszeit anbietet. „Frost ist eher ein technisches Problem, da der Drucklufthammer recht schnell vereist“, so der GaLaBauer, der einen halben Kubikmeter Wasser auf einen Kubik-meter Substrat zum Einschlämmen rechnet. Zwei bis drei Tage nach der Sanierung geht er mit dem Grabenstampfer über die Baumscheiben. „Hierdurch wird nur die oberste Schicht verdichtet und da sollen die Wurzeln sowieso nicht hin“, erläutert der Spezialist, der lediglich die un-teren Schichten der Baumgrube mit organischen Düngern bestückt, da diese nicht sofort verfügbar sind. Das fördert im ersten Jahr vor allem das Wurzelwachstum. Für die Leistung des Absaugens kalkuliert Erhardt mit ca. 100 Euro/Kubikmeter Substrat. Ist der Boden sehr bündig wird es etwas teurer. Sinnvoll ist ein Austauschvolumen von 12 bis 20 Kubikme-ter. Das neue Substrat wird mit dem Bagger vom LKW geholt und sehr baumschonend schubkarrenweise eingebaut. 

Live dabei 

Am Beispiel einer vor sieben Jahren auf dem Corthum-Gelände in über-baubares Baumsubstrat gepflanzten Linde demonstrierte Erhardt, wie das Absaugen des Substrates funktioniert. Der erste Wurzelhorizont of-fenbarte sich bereits nach vier Zentimetern. „Wäre ein Teil der Baumscheibe, wie ursprünglich geplant als Parkplatz genutzt worden, hätte dies zu einer Verdichtung und gleichzeitig zu einer Verdrängung der Wurzeln in tiefere Bodenschichten geführt“, ist sich Dipl.-Ing. Johannes Prügl sicher. In 50 Zentimetern Tiefe fand sich ein zweiter, stark ausge-prägter Wurzelhorizont mit vielen Fein- und Schwachwurzeln und es bleibt zu vermuten, dass man weiter unten auf einen weiteren Horizont gestoßen wäre. „Leider gibt es kaum Regelwerke und überhaupt keine wissenschaftlichen Arbeiten zur Altbaumsanierung“, bedauert Prügl, der den Kommunen deshalb rät, sich hierfür nur an Spezialisten mit langjäh-riger Erfahrung zu wenden. 

Neuigkeiten aus der Bodenschutz- und Düngemittelgesetzgebung 

Im Gartenbau und in der Landwirtschaft gibt es überlicherweise zwei Ar-ten von Böden: Den A-Horizont oder Oberboden sowie den B-Horizont, auch Unterboden genannt. Im Garten- und Landschaftsbau hingegen sind diese Grenzen oft aufgehoben, da bis zwei Meter tiefe „durchwur-zelbare Schichten“ eingebaut werden für die man dann die Bezeichnung „Vegetationstragschicht“ nutzt. Zukünftig wird es für Ausschreibende und Praktiker immer wichtiger werden, genau zu definieren, um was es sich handelt, denn innerhalb der Definitionen von Oberböden, Unterböden, Vegetationstragschichten und Substraten gibt es eine rechtliche Grau-zone. „Es ist nicht exakt definiert, wo der Oberboden endet und das Kul-tursubstrat beginnt“, erläutert Dipl.-Ing. Johannes Prügl, Leiter des gleichnamigen Bodeninstitutes in Au/Hallertau. „Was ist beispielsweise ein mit Humus und Sand verbesserter Oberboden? Ist das nun noch ein Oberboden oder macht ihn diese Maßnahme bereits zu einem Kultur-substrat?“, zeigt Prügl die Grauzone auf. Auf der Seite der Substrate steht die Einhaltung der deutschen Düngemittelschutzverordnung, auf der Seite der Oberböden gilt die Bundesbodenschutzverordnung. Beide Verordnungen verfügen über ihre eigenen einzuhaltenden Grenzwerte. Für die Einhaltung der Bundesbodenschutzverordnung mussten früher sieben Schwermetalle untersucht werden. Aktuell ist die Liste nun auf 16 Vorsorgewerte für Schwermetalle erweitert worden. „Die sieben Untersuchungen waren schon teuer genug“, erklärt Prügl, der ausführt, dass sich unter den neuen Werten auch aus seiner Sicht unwichtige Metalle wie beispielsweise Selen befinden. Dieser Untersuchungsmarathon wird zwangsläufig dazu führen, dass Böden und Substrate teurer werden. Stimmen dann die in der Verordnung verankerten Werte eines natürli-chen Oberbodens nicht mit einer entnommenen Stichprobe überein, so ist rechtlich zum jetzigen Zeitpunkt nicht geklärt, wer die Schuld zuge-wiesen bekommt: Der Lieferant des Oberbodens oder der Verarbeiter? Wer hier mit Abschlägen auf Rechnungssummen spekuliert, hat deshalb gute Karten. Diesen Zustand hält Prügl für nicht tragbar und er ist sich sicher, dass viele natürliche Oberböden rund um München bei Untersu-chungen die neuen Grenzwerte nicht einhalten könnten. „Noch weiß keiner, was da genau auf die Erdenwerke und Landschaftsgärtner zu-kommt“, gibt der Ingenieur zu bedenken, der selbst in einen Fall invol-viert ist, wo laut Düngemittelverordnung (DüMV) alle Werte eingehalten wurden, laut Bodenschutzverordnung aber zwei Werte überschritten sind. Weiterhin bemängelt der Experte, dass die für 2010 angekündigte „Veränderungsverordnung“ zur DüMV nicht gekommen ist und nach wie vor viele Unklarheiten beispielsweise in der Verwendung von Ziegel-bruch und Rostasche bestehen. Für Erdenwerke ist dies gravierend, für Architekten und Bauherren interessant und beachtenswert. „Bei den Ma-terialien für „nicht durchwurzelte“ Auffüllungen, Unterbauten und Ver-kehrstragschichten, rät Prügl künftig einen Blick in die „Ersatzbaustoff-Verordnung“ (Gelbdruck 2011) zu werfen. Hier findet man eine klare Gliederung, welche Recyclingstoffe eingesetzt werden dürfen und be-sonders Ausschreibende sollten sich hierin auskennen“, meint Prügl. 

Wer Interesse an den ausführlichen PowerPoint-Präsentationen zu den Vorträgen hat, kann sich diese von der Firma Corthum, Forst-Humus GmbH, per USB-Stick gegen eine Gebühr von 10,00 Euro zusenden lassen.


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